iOCT: 3D-Einblicke in das Auge während der Operation
Quelle: Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
3D-Einblicke in das Auge während der Operation
20.04.2010
Minimal-invasive Eingriffe am Auge finden immer in einem sehr kleinen Operationsfeld statt: Das Auge ist nur etwa 2,5 Zentimeter groß, Netzhaut und Hornhaut gerade einmal 0,2-0,5 mm dünn. Um in diesen winzigen Strukturen arbeiten zu können, brauchen die Ärzte eine optimale Bildgebung während der OP. Jetzt haben Mediziner und Wissenschaftler des UK S-H, Campus Lübeck, und der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Lübeck (Institut für Biomedizinische Optik) in enger Zusammenarbeit mit der Firma Möller-Wedel eine völlig neuartige Technologie entwickelt, mit der bei solchen mikrochirurgischen Eingriffen diese zukünftig 3-dimensional dargestellt werden können.
"Intraoperative Optische Kohärenz-Tomographie" (iOCT) heißt die innovative Technik. Dr. Eva Lankenau vom Institut für Biomedizinische Optik hat dafür eine spezielle Kamera entwickelt, die auf ein OP-Mikroskop montiert wird. Sie bietet deutlich bessere Einblicke in das Operationsfeld und macht es darüber hinaus möglich, einzelne Schichten mit einer Aufl ösung von 1/100 Millimeter darzustellen. Bisher musste man damit bis nach der OP warten. "Mit iOCT wird die Navigation am Auge ganz erheblich vereinfacht", erklärt PD Dr. Maya Müller, stellvertretende Klinikdirektorin und leitende Oberärztin der Klinik für Augenheilkunde am Campus Lübeck, und Sprecherin der iOCT-Projektgruppe, die Vorteile der neuen Technik für die Mediziner. "Für den Operateur ergibt sich durch die iOCT eine direkte Möglichkeit der Kontrolle der Schnittführung, der Strukturzusammenhänge und damit mehr Information am Auge. Für den Patienten wird durch die direkte Erfolgskontrolle der Standard qualitativ hochwertiger und die Anzahl erforderlicher weiterer Operationen reduziert", sagt Dr. Müller.
Der Einsatzbedarf für die neue Technik ist riesig. Sie kann bei Erkrankungen der Netzhaut (Makulalöcher), bei Narben auf der Netzhaut (Epiretinale Gliose), bei Netzhautablösung (Ablatio retinae), bei Hornhauteingriffen, Fremdkörperentfernung und Hornhauttransplantationen und bei grünem Star angewendet werden - also bei allen häufigen Eingriffen am Auge.
Serienreif ist die neue Technik, die in Lübeck deutschlandweit erstmals eingesetzt worden ist, allerdings noch nicht. "iOCT wurde in einer Pilotstudie erfolgreich getestet. Jetzt arbeiten wir an der Entwicklung eines zweiten Prototyps", erläutert PD Dr. Müller. Die Ergebnisse der Pilotstudie werden im Mai auf dem weltweit größten ophthalmologischen Kongress der ARVO (Association for Research in Vision and Ophthalmology) in Miami, USA, einem breiteren Fachpublikum vorgestellt werden. Offi ziell wird das Gerät auf dem Welt-Ophthalmologenkongress (WOC), der vom 5. bis 9. Juni in Berlin stattfindet, präsentiert.
Bahnbrechend an der iOCT ist nicht nur die neue Technik, sondern auch der Weg, auf dem das Projekt zustande gekommen ist. Am Anfang stand die Idee der Arbeitsgruppe "Optische Diagnostik" von Dr. Gereon Hüttmann, die Mikrochirurgie um den dreidimensionalen Blick in das Gewebe zu erweitern. Mit einer Förderung der Innovationsstiftung des Landes Schleswig-Holstein (ISH) wurden in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Industrie die technischen Grundlagen erarbeitet. Ein EXIST-Stipendium für Ausgründungsprozesse, das Dr. Eva Lankenau zuerkannt wurde, und eine Risikoförderung der Medizinischen Fakultät unter der Leitung des Dekans Prof. Dr. Werner Solbach ermöglichten dem Team dann den raschen Bau des ersten Protoypen für die Augenheilkunde. Durch die langjährigen Kooperation zwischen PD Dr. Maya Müller und Dr. Philipp Steven aus der Augenklinik und Dr. Eva Lankenau und Dr. Gereon Hüttmann vom Institut für Biomedizinische Optik war eine erste klinische Erprobung innerhalb kurzer Zeit möglich. "Die Konkurrenz schläft nicht. Mehrere Firmen arbeiten zurzeit an einer 3-dimensionalen Darstellung chirurgischer Eingriffe am Auge mit der optischen Kohärenztomographie. Diese hat schon die Augendiagnostik revolutioniert und könnte auch die Mikrochirurgie entscheidend verbessern" sagt Dr. Gereon Hüttmann.
Für die in Lübeck entwickelte iOCT-Technologie besteht ein weltweiter Markt. "Potentielle Nutzer der neuen Technik sind alle Augenärzte, die ophthalmologisch-chirurgisch arbeiten. Sie können von dem neuen Gerät profitieren", ist sich PD Dr. Maya Müller sicher.
Maya Müller neu im Chefarzt-Team
Prof. Maya Müller ergänzt seit November das Chefarzt-Gremium der Klinik Pallas (Olten/CH).
PD Dr. Maya Müller als Expertin in der Augenheilkunde ausgezeichnet
Der FOCUS zählt PD Dr. Maya Müller zu Deutschlands Top-Medizinern
PD Dr. Maya Müller für FEVR-Studie ausgezeichnet
Mit dem Julius Springer-Preis ist PD Dr. Maya Müller, Leitende Oberärztin der Klinik für Augenheilkunde am Campus Lübeck, als Hauptautorin für eine Studie über eine genetisch bedingte Augenkrankheit auszeichnet worden.